Foto unsplash: Bankim DesaiDas Wort „Haltung“ wird in Alexandertechnik-Kreisen häufig nicht gerne verwendet. Es wird oft mit einem statischen Zustand und Anspannung genutzt - so nach dem Motto „Bauch rein, Brust raus“ oder „Baby, steh gerade, oder willst Du nen krummen Rücken“ (aus Dirty Dancing).
Davon spreche ich jetzt aber nicht. Es geht eher darum, wie ich einen Menschen ansehe – also in welcher Form (nicht Fitness) er da steht oder sitzt. Ihr merkt, das ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Dazu erzähle ich mal eine kleine Geschichte, vielleicht wird es so deutlicher.
Vor ein paar Tagen war ich mit dem Auto unterwegs und musste an einer roten Ampel warten. An der Ampel standen zwei Fußgänger, ein Mann und eine Frau. Der Mann lehnte vermeintlich lässig an der Ampel und die Frau sah geradeaus. Der Eindruck, den ich in dem Moment hatte war, dass er mit seiner versucht lässigen Haltung Eindruck auf die Frau machen wollte. Dabei hat sie ihn gar nicht wahrgenommen. Natürlich war das mein subjektives Empfinden.
Das hat mich aber dazu gebracht darüber nachzudenken, warum ich das so empfunden habe. Ich habe dem Mann einfach nicht abgekauft, dass er lässig ist. Es sah aufgesetzt an. Als ob die innere Haltung nicht mit der äußeren Haltung zusammenpassen würde. Als ob er eigentlich viel lieber ganz anders da gestanden hätte. Vielleicht hat er diese lässige Haltung mal bei jemandem gesehen oder ihm wurde gesagt, er solle mal lockerer werden – wer weiß.
Bestimmt fallen Euch auch viele Situationen ein, in denen ihr eigentlich etwas anderes empfunden habt als ihr nach außen ausstrahlen wolltet. Ich denke da an unsere verschiedenen Rollen, die wir im Leben erfüllen (wollen). Zum Beispiel die Rolle der Tochter oder des Sohnes, die Rolle des Vaters oder der Mutter, eine berufliche Rolle, die vielleicht nicht dem inneren Gefühl entspricht. Häufig sind solche Rollen mit vielen Gewohnheiten verknüpft weil wir denken, so müsste eine Person sich verhalten und aussehen, die diese Rolle besetzt.
- Wie wäre es, wenn es auch anders ginge?
- Wenn ich mich nicht komplett verbiegen müsste.
- Kann ich ich selbst sein und trotzdem Mutter, Vater, Sohn, Tochter, Chef, Mitarbeiter und so weiter sein?
In der Alexandertechnik können wir uns herausfordernde Situationen ansehen und damit arbeiten. Mit verschiedenen Mitteln kommen wir zurück in unseren Körper und den Raum ohne uns in der Situation zu verlieren. Diese Mittel sind zum Beispiel die Schulung der Wahrnehmung (auf verschiedenen Ebenen), Innehalten, Bilder und sanfte Berührungen.
Dadurch werden wir freier und können authentischer reagieren. Hierzu ein Zitat von Viktor Frankl:
Wenn wir eine Situation nicht ändern können, müssen wir uns selbst ändern.
Und das Spannende ist, wenn wir uns selbst ändern, ändert sich häufig auch die Situation. Das ist eine persönliche Erfahrung von mir.
Dabei sollen wir uns nicht einfach in eine andere Richtung verbiegen. Vielmehr geht es darum, zur eigenen Natürlichkeit zurückzukommen, also die äußere Haltung der inneren Haltung anzupassen oder anders herum.
Wenn Euch dieser Text angesprochen hat, meldet Euch gerne bei mir per Email oder Telefon. Es gibt die Möglichkeit in Einzelstunden zu arbeiten oder in einer kleinen Gruppe. Wobei eine kleine Gruppe den positiven Effekt hat, dass die anderen Teilnehmer wohlwollendes Feedback geben können. Da sich das Gewohnte im ersten Moment „richtiger“ anfühlt als eine neue Erfahrung, kann hier die Rückmeldung von außen unterstützen.